Wer vor einem Jahr, also im Frühjahr 2021, einen 10-Jahre zinsgebundenen Baufinanzierungsvertrag abschloss, zahlte meist nicht mehr als 1,25% Zinsen dafür. Im Sommer 2022 werden dafür jetzt häufig mehr als 3,00% veranschlagt. In manchen Fällen hat sich der Zinssatz also innerhalb des letzten Jahres mehr als verdoppelt.
Grund dafür ist unter anderem eine Entscheidung der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin: sie hob zwei Sätze für sogenannte Kapitalpuffer an, die Banken und Sparkassen bei der Kreditvergabe als zusätzliche Sicherheit vorhalten müssen.
Der antizyklische Kapitalpuffer ist eine Vorsichtsmaßnahme, die die BaFin ergreifen kann, wenn sie eine zu lockere Kreditvergabe befürchtet. Von dieser sehr lockeren Kreditvergabe löst sich nun auch die EZB. Wird der Kapitalpuffer erhöht, werden Kredite für Banken, Sparkassen und letztendlich auch Kunden teurer. Die BaFin hob diesen Kapitalpuffer von bisher 0,00% auf nun 0,75% an.
Der zweite Kapitalpuffer richtet sich nur auf die Vergabe von Krediten für Wohnimmobilien.
Der Sinn solcher Kapitalpuffer ist, eine zusätzliche Sicherheit zu schaffen, falls die Kredite von Kunden nicht zurückgezahlt werden können. Kreditausfälle in Größenordnungen können nämlich auch renommierte Banken in Schieflage bringen. Das Beispiel Lehman Brothers, (die unter anderem auch mit zu gering gesicherten Baudarlehen spekuliert hatten) das die weltweite Finanzkrise 2008/2009 auslöste, ist vielen noch bekannt.
Das ausgerechnet Kredite für Wohnimmobilien so hoch abgesichert werden müssen, spricht dafür, dass die BaFin den Immobilienmarkt aktuell für überbewertet, also zu teuer hält.
Gleichzeitig hat die europäische Zentralbank verkündet, dass sie innerhalb des Jahres 2022 die wesentlichen Leitzinsen in Europa signifikant erhöhen will. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass nahezu alle Banken und Sparkassen in Deutschland die Kreditzinsen deutlich angehoben haben.